Mentoring-Programm

Informationen | Mentoren
 

Peer-to-Peer Mentoring-Programm des Zentrum für Allgemeinmedizin und WIGAM 

Aufgrund des gegebenen und durchaus steigenden Bedarfs für Beratungen durch "Gleiche" (Peer-to-Peer) hat das Zentrum Allgemeinmedizin der Ärztekammer für Wien gemeinsam mit der Wiener Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (WIGAM) das Peer-to-Peer Mentoring für Allgemeinärztinnen und -ärzte entwickelt, welches ab Februar 2012 Beratungen nach definierten Kriterien anbieten wird.


Die "Mentees" können zwei großen Gruppen zugeordnet werden: 
Kolleginnen und Kollegen, die sich 
a) als Allgemeinärzte niederlassen wollen (z.B. Turnusärzte im letzten Abschnitt, Allgemeinärzte mit Jus practicandi) und 
b) die niedergelassen sind, aber ihre fachliche Weiterentwicklung oder ihre beruflichen Sorgen mit Kollegen reflektieren wollen. 
Als Mentoren stehen erfahrene Kollegen beider Organisationen zur Verfügung.


Was sind Themen/Beratungsanlässe/Probleme für Peer-to-Peer-Mentoring?

  • Sorgen und Fragen, die sich aus der Berufsausübung als niedergelassener Arzt für Allgemeinmedizin (Kassenpraxis, Wahlarztpraxis, Wohnsitzarzt) ergeben
  • Reflexion über den eigenen professionellen Werdegang
  • Reflexion über die Arzt-Patient-Beziehung
  • Sorgen, die sich aus der beruflichen Belastung und der Notwendigkeit zur fortgesetzten Problembewältigung ergeben (Coping)
  • Berufliche Isolation in der Einzelpraxis
  • Die eigene Identität als Allgemeinarzt
  • Fragen der praktischen Berufsausübung (Professionalisierung)
  • Vorstufen des Burnouts bzw. dessen Subkategorien Depersonalisation, Gefühl des Mangels an persönlichen Errungenschaften, emotionale Erschöpfung (das Burnout-Syndrom stellt bekanntlicherweise keine Krankheitsentität im Sinne der ICD-10 dar).
     

Was sind keine Themen für das Peer-to-Peer-Mentoring?

  • Das Peer-to-Peer-Mentoring soll und kann nicht einen individuellen Praxisgründungskurs darstellen
  • Es soll auch nicht mit professionellem Coaching in Konkurrenz treten
  • Beratungsanlässe, die mit erheblicher Psychopathologie verbunden sind, können nicht im Peer-to-Peer-Mentoring bearbeitet werden, da keine Arzt-Patient-Beziehung besteht. Gegebenenfalls wäre eine ärztliche Konsultation oder Psychotherapie anzuraten


Mentoren

 

Dr. Cornelia Croy
Ärztin für Allgemeinmedizin; Wohnsitzarzt.
Während und nach dem Turnus war ich in Bereichen wie Onkologie, Virologie und auch in der Pharmaindustrie tätig. Danach übersiedelte ich für 7 Jahre nach England und arbeitete als Ärztin in einer allgemeinmedizinischen Gruppenpraxis. Im Rahmen einer Fortbildung habe ich dort das Co-Mentoring kennengelernt (Peer-to-Peer, Mentor und Mentee tauschen immer wieder ihre Rollen). Für mich bedeutsam ist das Hinterfragen von Routinen. Auch habe ich herausgefunden, dass jeder Weg und auch jeder "Irrweg" neue Erfahrungen bietet, man lernt nie etwas umsonst. 
Gegenwärtig arbeite ich als Vertretungsärztin und mache auch Pflegegeldbegutachtungen. Mein Standbein ist die Arbeitsmedizin, wo ich beispielsweise viel mit internationalen Studenten zu tun habe. 
Grenzen im Mentoring: Ich möchte meinen eigenen Weg nicht anderen aufdrängen. 

 

Dr. Barbara Degn
Ärztin für Allgemeinmedizin mit Kassenpraxis im 21. Bezirk seit 1986. Ich kommuniziere gerne und bemühe mich um eine allumfassende Betreuung meiner Patienten. Als Allgemeinmedizinerin betreue ich oft mehrere Generationen einer Familie, und als Generalistin sehe ich Zusammenhänge, ohne mich in Details zu verirren. An meinem Beruf liebe ich besonders die Vielfalt. Ich habe mehrere zusätzliche Ausbildungen absolviert: Palliativmedizin, Substitution, Moderatorentraining, Psychotherapeutische Medizin. Zudem habe ich viele Seminare zum Thema Arzt-Patienten-Kommunikation selbst gehalten. 
Von mir selber kann ich behaupten, dass ich mich gut abgrenzen kann und für alles offen bin.

 

Dr. Reinhard Dörflinger
Seit 1984 Allgemeinmedizinische Praxis im 12. Bezirk.
Es ist Zeit, das Mentoring in der Allgemeinmedizin einzuführen. Man gibt seine Erfahrungen weiter; klassischerweise die älteren an die jüngeren Kollegen.
Ich habe mein multidisziplinäres Team aus verschiedenen Berufsgruppen aufgebaut. Als Moderator war ich bei diversen Seminaren der Ärztekammer und des ZAM tätig. Ich habe international viele Erfahrungen gesammelt; z.B. bei Ärzte ohne Grenzen. Ich arbeite sehr gerne mit verschiedenen Kulturen. Ausbildungen nach dem Studium: Psychosomatische Medizin, Psychosoziale Medizin, Palliativmedizin, Sportmedizin, Kurs in der systemischen Ausbildung in der Uni Klagenfurt. 
Das Mentoring soll keine Vaterrolle, auch keine Freundschaftsrolle sein. Der Mentee muss seine eigenen Anliegen formulieren, ohne eigene Anliegen fällt Mentoring schwer.

 

 

Dr. Franz Klemenschits
Ich bin ein leidenschaftlicher Teamworker und Vernetzer. In der Turnuszeit habe ich viel Zeit mit anderen Kollegen verbracht. Diese Art der Kommunikation fällt jetzt als Einzelkämpfer in der Praxis weg. Für mich ist Mentoring eine Horizonterweiterung. Ich bin davon überzeugt, dass es prinzipiell keine dummen Fragen gibt und freue mich auf das Arbeiten mit Mentees.
Ich habe hineingeschnuppert in die Komplementärmedizin(Akupunktur, Homöopathie),
Geriatrie, und in die Gutachtertätigkeit betreffend Pflegegeld.Meine Grenzen liegt wohl darin, dass ich mich manchmal selber nicht ausreichend abgrenzen kann.

 

Dr. Kristina Lion
Ärztin für Allgemeinmedizin, seit 1987 niedergelassen im 17.Bezirk,seit 2011 Gruppenpraxis mit Dr. Rohregger (www.allgemeinmedizin-hernals.at)
Ich vermisse Mentoring in der Ausbildung zum Allgemeinmediziner. In gewisser Weise findet Mentoring in der Arbeit mit LehrpraktikantInnen statt; ich betreue seit 10 Jahren LehrpraktikantInnen und arbeite mit StudentInnen in der Ordination.
Meine zusätzlichen Ausbildungen sind: Psychosomatische, Psychosoziale und Psychotherapeutische Medizin, Akupunktur, Substitutionsbehandlung, Sexualmedizinische Grundausbildung
Grenzen des Mentoring: Mentoring ist kein Coaching - ich mache selbst Coaching und systemische Beratung.

 

 

Dr. Stefan Obergottsberger
Arzt für Allgemeinmedizin, Kassenpraxis im 9. Bezirk.
Psychotherapeut in eigener Praxis (gestalttheoretische Psychotherapie)
Schwerpunkte meiner Arbeit:
Psychosomatisch orientierte Familienmedizin, Wegweiser im Medizinsystem, integrierende Funktion von Schulmedizin und alternativen Methoden(ich habe die Ausbildung in Hömöopathie mit Diplom abgeschlossen und lange darum gerungen die Homöopathie in der Kassenpraxis anzuwenden; ich habe diesbezüglich einen praktikablen und sinnvollen modus vivendi gefunden).
Zum Mentoring: 
Im Nachhinein betrachtet glaube ich, daß mir bei der Praxisgründung vieles leichter gefallen wäre, wenn ich jemanden gehabt hätte, den ich mit meinen vielen Fragen hätte bombardieren können; oder wenn ich jemanden gehabt hätte mit dem ich dieses oder jenes hätte diskutieren können. Deshalb möchte ich nun jeden Kollegen und jede Kollegin, die/der sich davon einen Vorteil verspricht einladen, mit mir Kontakt aufzunehmen.

 

Dr. Maria-Luise Öhl
Ärztin für Allgemeinmedizin mit Kassenpraxis im 12. Bezirk.
Informell war ich bereits ein paarmal Mentorin: Wenn man im Lauf seines Berufslebens Erfahrungen gesammelt hat, hat man irgendwann das Bedürfnis, diese Erfahrung weiterzugeben, damit sie nicht verlorengeht. Kenntnisse und Ausbildungen: Substitutionsdiplom, Geriatrie, Palliativmedizin; Arbeiten im Altersheim. Ich bin gerne Hausärztin, ich kenne die Leute über 3 Generationen. Ich mag meine Einzelpraxis und wäre nicht der Typ für die Gruppenpraxis.
Meine Spezialität ist die Geriatrie, insbesondere die älteren Damen - ich habe das Gefühl, dass diese mir ein besonderes Vertrauen schenken. Mein ethisches medizinisches Wissen hilft hier, ich glaube an die Freiheiten, die ein Patient hat. 
Im Rahmen des Turnus arbeitete ich auch eine Zeitlang an der Intensivmedizin.
Grenzen im Mentoring: Mentor und Mentee müssen zusammenpassen - wenn dem nicht so ist, muss man diese Beziehung wieder auflösen.

 

Dr. Wolfgang Spiegel
Neben der Grundqualifikation "niedergelassener AFA" (Kassenpraxis in Wien 16 seit 1/1996) ist Wolfgang Spiegel langjähriger Universitätslehrer an der Universität Wien und der MedUni Wien, allgemein. beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für das Fachgebiet Allgemeinmedizin und Lehrpraxisleiter (für Turnusärztinnen in Ausbildung zum AFA). Seine Ordination ist seit vielen Jahren maßgeblich in die Lehraktivitäten der österreichischen Medizinuniversitäten integriert. Spiegel ist als Projektleiter an der Abteilung f. Allgemein- und Familienmedizin der MedUni Wien angestellt (siehe auch www.fp7restore.eu). Weiters leitet er ein Projekt zur Verbesserung der primärmedizinischen Versorgung im Südsudan.
Als Präsident der Wiener Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (WIGAM, www.wigam.at) und als langjähriger Angehöriger des Zentrums für Allgemeinmedizin (ZAM) der ÄK für Wien ist Wolfgang Spiegel Mitinitiator des Mentoring-Programms. Er koordiniert die wissenschaftliche Begleitung des Programms.
Motivation als Mentor:
"Die Förderung des professionellen Austausches zwischen Allgemeinärzten in unterschiedlichen Phasen der Berufsausübung ist mir ein Anliegen. Als Mentor möchte ich jene Kolleginnen und Kollegen unterstützen, die (A) nach langjähriger Tätigkeit an einem schwierigen Punkt ihrer Professionalisierung angelangt sind (Stichwort: Einzelkämpfertum, Burnout-Belastung) oder die (B) am Anfang ihrer Professionalisierung als Allgemeinärztinnen stehen und Orientierung suchen."