Ärztekammer: Warnung vor Urlaubssperren in Wiener Spitälern
Corona-Sommerwelle sollte von Politik nicht unterschätzt werden – „Situation ist laut Experten absolut vorhersehbar“
Mit großer Sorge beobachtet George Zabaneh, Obmann der Sektion der zur selbstständigen Berufsausübung berechtigten Ärzte der Ärztekammer für Wien, die Ignoranz der Politik in puncto Corona-Pandemie. Für ihn hat die nächste Corona-Welle bereits begonnen und wird laut Experten schon im Juli die Fälle rasant ansteigen lassen. Zabaneh: „Die Situation ist also bereits jetzt absolut vorhersehbar. Ich warne die Politik davor, dies zu unterschätzen. Sollte die Situation sich verschärfen, dann dürfen keinesfalls Urlaubssperren für das ärztliche Personal das Mittel zur Bekämpfung der Pandemie sein.“
Gerade Ärztinnen und Ärzte, die so viel während der Pandemie geleistet hätten, bräuchten jetzt unbedingt Erholung. Zabaneh spricht hier auch den menschlichen Aspekt an: „Auch Ärztinnen und Ärzte haben Familie, und sie brauchen einander, um gemeinsam eine auch für die Psyche erholsame Zeit verbringen zu können und um die ‚seelische Batterie‘ für die unausweichlichen künftigen Herausforderungen im Gesundheitssektor aufladen zu können.“
Vor allem die hochansteckenden Varianten BA.4 und insbesondere BA.5 bereiten Zabaneh derzeit besondere Sorge: „Die Fakten liegen auf dem Tisch, aber niemand macht etwas dagegen. Es müssen jetzt Vorkehrungen getroffen werden, damit die Versorgung der Bevölkerung sichergestellt ist, selbst wenn die Fallzahlen wieder aufgrund der nächsten Welle steigen werden.“ Keinesfalls dürfe der notwendige Erholungsurlaub für Ärztinnen und Ärzte dafür „geopfert“ werden, um strukturelle Versäumnisse der Politik in puncto Corona auszugleichen. (ast)