null „Gefährlicher Mix“: Ärztemangel und zunehmende Arbeitsunzufriedenheit bei Spitalsärzten

„Gefährlicher Mix“: Ärztemangel und zunehmende Arbeitsunzufriedenheit bei Spitalsärzten

 

Umfrage an Medizinischer Universität Wien alarmiert Ärztekammer – Betriebsrat und Standesvertretung warnen vor „Auswirkungen auf die Patientenbetreuung“ 

Der Wiener Gesundheitsverbund und die Medizinische Universität Wien mit dem Wiener AKH sind die wichtigsten medizinischen Leistungsträger des Landes und damit maßgeblich an der Vorgabe von Trends im Gesundheitswesen beteiligt. Leider gilt dies auch im umgekehrten Sinn: Rezente Umfragen der Ärztekammer und des Betriebsrats der Medizinischen Universität Wien zeigen eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für die dort arbeitenden Ärztinnen und Ärzte.

Mittels Umfrage wollte der Betriebsrat der Medizinischen Universität Wien erfahren, wie zufrieden die Ärzteschaft mit den aktuellen Arbeitszeiten ist, wie es den Ärztinnen und Ärzten in der Arbeit geht und wie sie die damit einhergehende medizinischen Qualität an der Medizinischen Universität Wien bewerten.

Vom Betriebsrat der Medizinischen Universität Wien beauftragt wurde die unabhängige Beratungsfirma career Institut. Insgesamt konnten 1.640 angestellte Kolleginnen und Kollegen elektronisch und anonym an der Umfrage teilnehmen. Die Beteiligungsquote betrug 41 Prozent, das entspricht 673 Ärztinnen und Ärzten.
 

 Szekeres ortet „Bedarf an Reformen“

Für Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen und Wiener Ärzte-kammer, schließt sich mit der Umfrage ein Kreis in der Datenerhebung zum Thema der Arbeitsbedingungen der Spitalsärzteschaft in Wien: „Es ist eindeutig, dass wir massiven Bedarf an Reformen in der Arbeitswelt der Ärzteschaft in den Spitälern haben.“

„Der Ärztemangel ist hausgemacht“, betont Szekeres und führt aus: „Durch die fehlende Attraktivierung des Berufsumfelds wollen immer weniger Ärztinnen und Ärzte bei uns arbeiten. Die Abwanderung nach Deutschland und in andere Länder mit besseren Arbeitsbedingungen ist die logische Konsequenz dessen.“

Durch den Ärztemangel beim Nachwuchs und der Unzufriedenheit der derzeitigen Generationen entsteht nun für Szekeres ein „gefährlicher Mix“, den man „entschärfen“ müsse. Die Umfragen im Wiener Gesundheitsverbund sowie an der Medizinischen Universität Wien könnten hier helfen, „einen Reformprozess anzustoßen“.
 

„Steigende Unzufriedenheit in der Arbeit“

Und nun zu den Ergebnissen der Umfrage: Bei der Frage, wie es den Kolleginnen und Kollegen in der Arbeit geht, mit einer Auswahl zwischen den drei Ampelfarben „Grün“, „Gelb“, und „Rot“, leuchtet die Ampel an der Medizinischen Universität Wien hauptsächlich in der Warnfarbe „Gelb“, denn mehr als die Hälfte (50,2 Prozent) der Befragten entschied sich dafür. Inklusive derjenigen, die „Rot“ gewählt hatten, kommt man sogar auf 65,4 Prozent, die nicht für „Grün“ stimmten.

Auf die Frage, ob die Ärztinnen und Ärzte an der Medizinischen Universität Wien mit ihrer Arbeit zufrieden seien, zeigte sich fast die Hälfte der Befragten (44 Prozent) „unzufrieden“ oder sogar „sehr unzufrieden“. Lediglich 14,5 Prozent sind derzeit an ihrem Arbeitsplatz „sehr zufrieden“.

„Die Warnung der steigenden Unzufriedenheit in der Arbeit ist ernst“, resümiert Johannes Kastner, Vorsitzender des Betriebsrats für das wissenschaftliche Personal der Medizinischen Universität Wien. „Wenn knapp zwei Drittel unserer Kolleginnen und Kollegen sagen, dass es ihnen in der Arbeit nicht gut geht, dann haben sie uns ein eindeutiges Zeichen gegeben – es muss sofort gegengesteuert werden.“
 

Keine Zeit für Wissenschaft

Für die Medizinerinnen und Mediziner sieht es auch bei den Wissenschaftszeiten eher nüchtern aus: Knapp drei Viertel der Befragten (74 Prozent) sind entweder „unzufrieden“ oder „gar unzufrieden“ mit ihrer verfügbaren Zeit für Lehre und Forschung. „Wenn wir weiterhin Spitzenmedizin und Forschung auf hohem Niveau betreiben wollen, dann muss sich etwas ändern“, so Kastner.

Noch würde sich das laut der Umfrage nicht auf die Qualität der medizinischen Leistungen auswirken, denn 72,4 Prozent der Befragten attestieren der Medizinischen Universität beziehungsweise dem AKH eine „sehr gute“ oder „gute“ Qualität, aber: „Wenn die Unzufriedenheit weiter auf diesem Level bleibt, dann wird irgendwann die Patientenbetreuung darunter zu leiden beginnen“, warnt Kastner. (ast)

Teil 2 der Presseaussendung 

Fotos der Pressekonderenz