null „Gefährlicher Mix“ 2: Alle Wiener Spitäler von Problemen betroffen

„Gefährlicher Mix“ 2: Alle Wiener Spitäler von Problemen betroffen

Pandemie hat Negativentwicklung beschleunigt – Szekeres: „Zeit und Druck werden immer größer“ 

„Wir haben in ganz Wien mit unserer Umfrage in allen Wiener Spitälern ein ähnliches Bild skizziert bekommen“, kommentiert Gerald Gingold, Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien, die Ergebnisse der Medizinischen Universität Wien. „Unsere Kolleginnen und Kollegen sind extrem überlastet und die Pandemie hat diese Entwicklungen nur verstärkt und beschleunigt.“

In der Umfrage vom April 2021 gab mehr als die Hälfte (53 Prozent) an, sie fühlen sich „oft“ oder „sehr oft“ emotional erschöpft, fast ident hoch (52 Prozent) war die Zahl bei körperlicher Erschöpfung. Mehr als ein Viertel (29 Prozent) fühlte sich „oft“ oder „sehr oft“ im Job allein gelassen, knapp ein Viertel (23 Prozent) fühlt sich geschwächt oder anfällig, selbst krank zu werden. Mehr als die Hälfte hat schon einmal daran gedacht, an einem Burnout zu leiden, 14 Prozent empfanden dies sogar als „oft“ oder „sehr oft“.

Auf die Frage, welche Aspekte die meiste Überlastung herbeiführen würden, nannten damals 82 Prozent den hohen bürokratischen Aufwand, 78 Prozent den Personalmangel, 77 Prozent die psychische Belastung und 53 Prozent die Ressourcenknappheit als „sehr“ oder „eher belastend“.

Mehr als die Hälfte (54 Prozent) hat auch zumindest einmal darüber nachgedacht, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, 31 Prozent haben eine solche bereits in Anspruch genommen. „Ich gehe auf Basis der Umfrage der Medizinischen Universität Wien davon aus, dass diese Zahlen inzwischen nicht besser geworden sind“, so Gingold, der ebenfalls ein „rasches“ Handeln seitens der Arbeitgeber und der politisch Verantwortlichen fordert.

Gemeinsames Maßnahmenpaket gefordert

Sowohl die Ärztekammer als auch der Betriebsrat der Medizinischen Universität Wien fordern daher ein umfassendes Maßnahmenpaket mit fünf konkreten Forderungen, um so die Situation in den Wiener Spitälern „eiligst“ zu verbessern:

  • „Wir fordern eine Attraktivierung der Arbeitsbedingungen. Dazu gehören unter anderem flexiblere und individuelle Arbeitszeiten, bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten sowie eine marktgerechte Anpassung und damit eine einhergehende Erhöhung der Gehälter.

  • Wir fordern mehr medizinisches Personal, damit wir wieder mehr Zeit für die Patientenbetreuung und im Fall der Medizinischen Universität Wien auch mehr Zeit für Lehre und Forschung zur Verfügung haben.

  • Wir fordern mehr Investitionen in die Infrastruktur, damit wir eine Arbeit entsprechend dem neuesten Stand der Wissenschaft verrichten können. Wir brauchen bessere EDV-Ressourcen und mehr beziehungsweise besser ausgestattete Räume zum Arbeiten.

  • Wir fordern mehr Zeit für Ausbildung, damit sowohl Ausbildende als auch Auszubildende mehr Zeit füreinander haben und damit der bestmögliche Wissenstransfer ermöglicht wird.

  • Wir benötigen mehr qualifiziertes Unterstützungspersonal, damit wir uns auf die Medizin konzentrieren und den hohen bürokratischen Aufwand vermindern können.“

Szekeres ergänzt das Forderungspaket mit einem konkreten Appell an Arbeitgeber und politisch Verantwortliche: „Ich fordere alle Beteiligten auf, raschest alle notwendigen Prozesse und Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssituation unserer Kolleginnen und Kollegen in den Spitälern einzuleiten. Wir haben immer weniger Zeit und der Druck wird immer größer.“ Die Pandemie sei ebenfalls noch nicht vorbei, und „der Herbst sowie Winter werden hart, deswegen sollte man keine Zeit verlieren“. (ast)

Fotos der Pressekonderenz