null Ärztekammer: Bei Abschaffung des Wahlarztsystems droht eine Belastung des öffentlichen Gesundheitssystems

 

Ärztekammer: Bei Abschaffung des Wahlarztsystems droht eine Belastung des öffentlichen Gesundheitssystems

Gemäß Umfrage unter Wahlärzten würden 97 Prozent als Privatarzt weiterarbeiten – Folge wäre eine massive Überlastung von Spitalsambulanzen

Einer aktuellen Trendumfrage der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer Wien unter Spitalärztinnen und -ärzten mit Wahlarztordination zufolge würde die Zerschlagung des derzeit bestehenden und gut funktionierenden parallelen Systems von Kassen- und Wahlarztordinationen zu keinen positiven Effekten führen. „Vielmehr würden die Patientenströme in eine falsche Richtung geleitet. Die Folge wäre eine massive Überlastung der ohnehin schon an der Grenze des Machbaren arbeitenden Spitalsambulanzen“, warnt Gerald Gingold, Vizepräsident der Ärztekammer für Wien und Obmann der Kurie angestellte Ärzte. 

Bei einer Abschaffung des Wahlarztsystems – wie von Teilen der Leitung der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) gefordert – würden den Umfrageergebnissen zufolge 97 Prozent der derzeitigen Wahlärztinnen und -ärzte in Form einer ausschließlichen Privatordination weiterarbeiten und dementsprechend auf einen Kassenvertrag verzichten. Das hätte zur Folge, dass jene Patientinnen und Patienten, die derzeit Wahlarztordinationen aufsuchen und danach 80 Prozent des ÖGK-Honorars rückerstattet bekommen, sich nach anderen Optionen für ihre Gesundheitsversorgung umsehen müssten.

Gingold: „Nur gibt es diese Optionen eigentlich nicht. Die bestehenden Kassenordinationen sind jetzt schon voll, wodurch die einzige Alternative für diese Patientinnen und Patienten das Aufsuchen von Spitalsambulanzen wäre.“ Diese arbeiteten aber bereits jetzt am Limit, ein zusätzlicher Ansturm würde deren Kollaps bedeuten. „Das kann sicher nicht im Sinne der ÖGK sein, unser an sich hervorragendes Spitalssystem so an die Wand zu fahren. Zudem wäre eine Verschlechterung der Patientenversorgung im niedergelassenen Bereich mit langen Wartezeiten die Folge“, warnt Gingold.

Vielmehr müsse die ÖGK alles daransetzen, die bestehenden Kassenverträge für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte dringend attraktiver zu gestalten, um somit dem Kassenärztemangel zu begegnen. Grundsätzlich sollte künftig die Möglichkeit bestehen, neben einer Spitalstätigkeit in einer öffentlichen Krankenanstalt auch eine Kassenordination führen zu können. Ebenso müsse es Spitalsärztinnen und -ärzten erlaubt sein, zusätzlich zu ihrem Anstellungsverhältnis in Kassenordinationen tätig sein zu können – mehr als ein Drittel der Befragten würde eine solche Tätigkeit gerne annehmen. Diesbezüglich seien aber auch neue Versorgungsmodelle mit flexibleren Organisationsformen im niedergelassenen Bereich nötig. 

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen auch deutlich, dass die große Mehrheit der Ärzteschaft die medial diskutierte Forderung nach Pflichtdiensten für Wahlärztinnen und -ärzte sehr deutlich, nämlich mit 98 Prozent, ablehnt. (bs)