null Paul-Watzlawick Ehrenpreis der Ärztekammer für Wien geht posthum an Rudolf Burger

Paul-Watzlawick Ehrenpreis der Ärztekammer für Wien geht posthum an Rudolf Burger 

„Ein störrischer Mensch und dennoch ein großartiger Zuhörer“ - Hommage an einen radikalen Denker

Er war ein Querdenker im wörtlichen Sinn – unabhängig, radikal in der Analyse und glasklar in seinen Formulierungen. Rudolf Burger zählte zu den bedeutendsten österreichischen Denkern der Gegenwart und war gleichzeitig ein herausragender Lehrer und Vermittler. Heute, Freitag, wurde er posthum mit dem Paul-Watzlawick-Ehrenpreis geehrt. 

Rudolf Burger ist wenige Tage, nachdem er erfahren hat, dass er den Preis erhalten wird, verstorben. „Wir trauern um ihn“, so Erhard Busek, der als Wissenschaftsminister auch beruflich viel mit Burger zu tun hatte, anlässlich der Überreichung der Ehrenurkunde – stellvertretend – an die Tochter und den Sohn von Burger.

„Burger war ein störrischer Mensch und dennoch ein großartiger Zuhörer, ein Naturwissenschafter, der sich erst spät der Philosophie zugewandt und vielleicht gerade deshalb alles hinterfragt hat, was aktueller Trend und Mode war“, ergänzt der Präsident der Ärztekammer für Wien, Thomas Szekeres. Sein Essay über das „Vergessen müssen“, der viel mediales Echo ausgelöst hat, sei ein eindrucksvolles Beispiel dafür.

Im Unterschied zum Ehrenring verleiht die Ärztekammer ihren Ehrenpreis – eine Auszeichnung für das Lebenswerk einer Persönlichkeit - nur selten, und dann an Menschen, die in ihrem Leben das disziplinübergreifende und radikal konstruktivistische Weltbild des Paul Watzlawick angenommen, verändert oder sich damit befasst haben sowie über den Rand der eigenen Disziplin hinaus denken, unterschiedliche Disziplinen miteinander vernetzen und verzahnen. Die Ärztekammer will damit bewusst auch gesellschaftspolitische Signale senden, die über die bloße Interessenvertretung hinausgehen.

Rudolf Burger ist nach Ágnes Heller erst die zweite Persönlichkeit, die den Ehrenpreis für sein Lebenswerk erhält. Beide verbindet der Mut zum Anderssein, das Bekenntnis zur Demokratie und zum denkenden, kritischen Menschen. „Beide waren große Humanisten“, betont Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum, Vorsitzende der Jury des Paul Watzlawick Ehrenpreises.

Die Überreichung fand im kleinen Kreis in den Räumlichkeiten der Ärztekammer statt. „Unser Vater hat sich sehr über die Nachricht gefreut, dass er mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet wird. Ich wünschte, er selbst hätte die Auszeichnung in die Hände nehmen können. Wir werden diese Urkunde ehren und bedanken uns stellvertretend für unseren Vater“, so sein Sohn Richard Burger. (hpp)

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