null Spitalsärzte: „Parlamentscluster“ als direkte Warnung an Politik

Spitalsärzte: „Parlamentscluster“ als direkte Warnung an Politik

Hochansteckende „Delta“-Variante birgt für Ärztekammer große Herausforderungen – Gingold: „Spitäler müssen jedenfalls für den Herbst gerüstet sein“

Das vergangene Woche im Ibiza-U-Ausschuss entstandene „Parlamentscluster“ mit mittlerweile neun Infizierten, 30 Personen mit Hochrisikoexposition (K1) in Quarantäne sowie 300 weiteren als K2-Personen mit Niedrigrisikoexposition zeigt für die Ärztekammer, wie schnell und unbemerkt die Verbreitung des Coronavirus derzeit möglich ist. Gerald Gingold, Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, warnt: „Die Situation darf nicht so wie letztes Jahr unterschätzt werden, unsere Spitäler müssen sich jetzt schon auf jedes Krisenszenario vorbereiten.“

„Spätestens jetzt sollten unsere politisch Verantwortlichen den Ernst der Lage erkannt haben und die ‚Delta‘-Variante nicht unterschätzen“, erklärt Gingold und meint: „Die zuletzt beschlossenen Öffnungen sollten als Hygiene-Mindeststandards gesehen werden, die die derzeitige epidemiologische Lage zulässt, und nicht als Freikarte, alles wieder ,voll hochzufahren’“.

Auch im vergangenen Jahr habe sich die Politik in Bund und Ländern über den Sommer „zu sicher“ gefühlt, man müsse daher „unbedingt dieselben Fehler vermeiden“. Jedenfalls sollten die Spitäler für eine mögliche große vierte Pandemiewelle gerüstet sein, „das beinhaltet natürlich auch ausreichend Personal- und Infrastrukturressourcen“.

„Unsere Spitalsärztinnen und –ärzte sowie das gesamte weitere Gesundheitspersonal müssen besser unterstützt werden, als dies letztes Jahr der Fall war“, fordert Gingold. „Das umfasst unter anderem eine frühzeitige Personalbedarfsplanung und, wo notwendig, auch die Einstellung von zusätzlichem Personal und Bereitstellung der dafür notwendigen finanziellen Ressourcen.“

Ebenso müsse eine Infrastruktur garantiert werden, mit der man eine vierte Welle bestmöglich bewältigen könne. „Angesichts der Tatsache, dass das Coronavirus noch ansteckender geworden ist und das Impftempo nicht schneller wird, sollte rasch und entschlossen bereits jetzt alles für jeden möglicherweise eintretenden Fall vorbereitet werden“, so Gingold abschließend. (ast)