null Wiener Ärztekammer: Wahlärzte sind wichtige Stütze des Systems

Wiener Ärztekammer: Wahlärzte sind wichtige Stütze des Systems

Wahlärzte schließen eine wichtige Versorgungslücke – etwa dann, wenn Fachrichtungen nicht im Kassensystem abgebildet sind

Spitzenfunktionäre der Kurie niedergelassene Ärzte in der Ärztekammer für Wien brechen eine Lanze für das Wahlarztsystem: „Ich selbst war vier Jahre lang Wahlarzt, bevor ich einen Kassenvertrag übernommen habe“, sagt Kurienobmann Erik Randall Huber. Fast niemand würde den Sprung in die Kassenmedizin wagen, „ohne davor als Wahlarzt schwimmen gelernt zu haben“, weist Huber die immer wieder aufkeimende Kritik am Wahlarztsystem vonseiten der Politik zurück. Zudem würden sich viele Patientinnen und Patienten die Zuwendungsmedizin, also längere Gespräche, wünschen. Diese seien oftmals nur in einer Wahlarztordination möglich. 

In die gleiche Kerbe schlägt auch Kardiologin Bonni Syeda, Sektionsobfrau der niedergelassenen Fachärzte in der Wiener Ärztekammer. Auch sie hat ihre Karriere als Wahlärztin begonnen und nach mehreren Jahren den Wechsel in das Kassensystem vollzogen. Dass Wahlärztinnen und -ärzte kürzlich erneut  ins Kreuzfeuer der Kritik geraten sind, kontert Syeda wie folgt: „Ohne Wahlärzte würde das Gesundheitssystem zusammenbrechen. Es gibt schließlich viele Fachrichtungen, die im Kassensystem gar nicht abgebildet sind – wie zum Beispiel Rheumatologie oder Nuklearmedizin.“ Die Patientinnen und Patienten hätten in solchen Fällen nur die Möglichkeit, eine Wahlärztin/einen Wahlarzt aufzusuchen - oder sie müssten in eine Spitalsambulanz gehen, was bekanntlich mit monatelangen Wartezeiten verbunden sein kann.  

Patienten haben Recht auf optimale Versorgung

Neu entfacht hatte die Debatte zuletzt Gesundheitsminister Johannes Rauch, der im Zuge des Finanzausgleichs über eine Eingrenzung bei den Wahlärztinnen und -ärzten nachdenken will, und Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, der gestern in einem ORF-Interview ebenfalls Regulierungen gefordert hat. Syeda dazu: „Die Patientinnen und Patienten haben aufgrund ihrer Pflichtversicherung ein Recht auf optimale Versorgung – wenn nötig eben auch durch das Wahlarztsystem.“ Die Kassenmedizin leide nach wie vor an mangelnder Modernisierung und in mehreren Fächern an nicht ausreichenden Stellen.

„Gerade bei den Wahlärztinnen und -ärzten gibt es auch viele ausgesprochene Spezialisten, die sich mit bestimmten Krankheitsbildern extrem gut auskennen“, ergänzt Huber. „Für diese Kolleginnen und Kollegen sind wir in der Kassenmedizin sehr dankbar.“ (ehs)