Presseaussendungen
Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien begrüßt Mattles Forderung nach Neuaufstellung der ÖGK
„Patientenmilliarde“ war politisches Marketingversprechen – jetzt braucht es echte Reformen für die Versorgung vor Ort
Die Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien begrüßt das klare Reformsignal von Tirols Landeshauptmann Anton Mattle, der am 13. Juli in der ORF-Pressestunde eine Neuaufstellung der ÖGK forderte. „Die Fusion war fachlich ungenügend vorbereitet und hat zentrale Versprechen nicht eingelöst“, sagt Johannes Steinhart, Präsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien und der Österreichischen Ärztekammer. „Wir brauchen echte Strukturreformen und nicht kleinliche Sparmaßnahmen – wie etwa Beschränkungen bei MR- und CT-Untersuchungen – auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten.“
Der aktuelle Jahresbericht der ÖGK zeigt, wie tief die Kasse inzwischen in Schieflage geraten ist. Die Rücklagen sind aufgebraucht, die finanzielle Lage angespannt – ergänzende Analysen zeigen ein deutliches Defizit. Dies offenbart die strukturellen Schwächen der fusionierten Kasse.
„Die Forderung von Landeshauptmann Mattle nach einer Neuaufstellung der ÖGK ist ein wichtiges Signal. Der Reformbedarf ist real – und er betrifft nicht nur Ärztinnen und Ärzte, sondern vor allem die Patientinnen und Patienten, die auf ein verlässliches System angewiesen sind,“ sagt Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien.
Kamaleyan-Schmied richtet in diesem Zusammenhang auch einen Appell an das Gesundheitsministerium: „Jetzt ist der Moment, um gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Wir brauchen ein klares Bekenntnis zur wohnortnahen Versorgung – und die Bereitschaft, mit der Ärzteschaft tragfähige Strukturen zu schaffen, die langfristig halten. Die Herausforderungen sind bekannt. Worauf es jetzt ankommt, ist entschlossenes Handeln.“
Gerade in Wien, wo täglich Hunderttausende Menschen medizinisch versorgt werden, ist der Druck auf das System besonders spürbar. Viele Kassenstellen bleiben unbesetzt, während die Spitäler längst an der Kapazitätsgrenze arbeiten.
„Was wir brauchen, ist ein starkes Netz im niedergelassenen Bereich – und zwar jetzt. Das bedeutet: faire Honorare, moderne Arbeitsbedingungen und echte Perspektiven für junge Ärztinnen und Ärzte. Wer den Kassenbereich attraktiv macht, entlastet das gesamte System – und sichert die Versorgung langfristig ab,“ sagt Kamaleyan-Schmied.
Der aktuelle Jahresbericht der ÖGK macht deutlich: Einzelmaßnahmen reichen nicht mehr aus. Es brauche einen klaren Kurs – mit Fokus auf Patientinnen und Patienten, Planungssicherheit und echter Versorgungsoffenheit.
„Die versprochene ‚Patientenmilliarde‘ ist nie bei den Menschen angekommen. Laut ergänzenden Analysen betrug das Defizit der ÖGK im Jahr 2024 rund 550 Millionen Euro. Jetzt ist es Zeit, das System neu und sinnvoll zu ordnen – gemeinsam, mit Fokus auf die Patientinnen und Patienten,“ betont Kamaleyan-Schmied.