null Coronavirus: Ärztekammer-Bedenken an Lifebrain durch Übernahme bestätigt

 

Coronavirus: Ärztekammer-Bedenken an Lifebrain durch Übernahme bestätigt

Teststrategie der Millionenstadt Wien nun gänzlich in „fremden Händen“ – Szekeres/Steinhart: „Machen uns inmitten der Pandemie vom Ausland abhängig“

„Voll inhaltlich bestätigt“ in den Bedenken am „Alles gurgelt“-Anbieter Lifebrain sieht sich die Wiener Ärztekammer nach der Übernahme der Laborgruppe durch den französische Diagnostikspezialisten Cerba HealthCare. Lifebrain wechselt damit von italienischen Händen in französische. „Wien bleibt damit weiterhin vom Ausland abhängig“, kritisiert Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. 

Die Übernahme beweise wieder einmal, wie schnell es zu neuen Abhängigkeitsverhältnissen kommen könne – „und so etwas sollte gerade inmitten einer weltweiten Pandemie keinen Platz haben“, betont Szekeres, der auch daran erinnert: „Vor allem nach den Geschehnissen des letzten Jahres, als Österreich auf dem Weltmarkt hinsichtlich Schutzkleidung und Masken große Abhängigkeiten erfahren musste, sollte man nicht wieder dieselben Fehler machen.“

In diese Kerbe stößt auch Johannes Steinhart, Vizepräsident und Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien, für den es ein „Wahnsinn“ ist, dass man noch immer kein Interesse in Wien hat, beim Angebot von essenziellen Notwendigkeiten zur Bekämpfung einer Pandemie auf heimische Anbieter zu setzen. „Unsere österreichischen Labore sind absolut in der Lage, dieselben Leistungen zu erbringen, und die Stadt Wien setzt auf das Ausland“, meint Steinhart und fragt: „Was wird als Nächstes an das Ausland verkauft?“

Die Ärztekammer sieht sich jedenfalls in ihrer Politik gegen Ambulatorien wieder einmal „vollends bestätigt“. Nachdem letztere im Gegensatz zu Ordinationen und Gruppenpraxen als Krankenanstalten ans Ausland und an Konzerne verkauft werden können, wird sich die Ärztekammer daher auch weiterhin gegen den Verkauf der Medizin und der Versorgung an in- und ausländische Konzerne wehren. Man werde die Verfahren gegen die Lifebrain-Laborgruppe daher weiter verfolgen, so Szekeres und Steinhart: „Durch die aktuelle Firmenübernahme hat sich für uns faktisch nichts geändert. Wir wollen nach wie vor überprüft haben, ob Lifebrain eine Bewilligung hatte und ob sie die Leistungen, die sie im Rahmen von „Alles gurgelt“ angeboten hat, erbringen durfte, weil wir da Bedenken haben.“

Überprüfung durch das Verwaltungsgericht Wien

Inzwischen prüft auch das Verwaltungsgericht Wien, ob die erst im Nachhinein, Monate nach Aufnahme der Geschäftstätigkeit und ohne jede Bedarfsprüfung erteilte krankenanstaltenrechtliche Genehmigung der Wiener Landesregierung für Lifebrain rechtens war. Die Wiener Ärztekammer glaubt dies jedenfalls nicht. Und eine nachträgliche Sanierung der vor Erteilung einer Genehmigung erbrachten Leistungen ist ohnedies nicht vorgesehen. (ast)