null Ärztekammer Wien: Androhung von Strafmaßnahmen für Wahlärzt*innen ist inakzeptabel und löst keine Probleme

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Ärztekammer Wien: Androhung von Strafmaßnahmen für Wahlärzt*innen ist inakzeptabel und löst keine Probleme

Vizepräsidentin Kamaleyan-Schmied fordert rasche Besetzung der offenen Kassenarztstellen, eine Stärkung der niederschwelligen Versorgung in Ordinationen und faire, ungedeckelte Honorierung der Zuwendungsmedizin im Kassensystem

Die gestrige Ankündigung von SPÖ-Chef Babler, Wahlärztinnen und Wahlärzte für Leistungen zu verpflichten und ihnen bei Nichtbefolgung mit Strafmaßnahmen zu drohen, wird von der Ärztekammer für Wien entschieden abgelehnt: „Wahlärztinnen und Wahlärzte nehmen in der Gesundheitsversorgung eine wichtige Stellung ein und bieten neben dem gängigen Leistungsspektrum der Krankenversicherung auch Sonderleistungen und spezialisierte Behandlungsformen. Da Wahlärztinnen und Wahlärzte frei und entsprechend ihrer Kapazitäten ordinieren, können sie sich für ihre Patientinnen und Patienten die Zeit nehmen, die diese brauchen. Ihnen nun mit Strafmaßnahmen zu drohen, ist völlig inakzeptabel und ein Ansatz, der weder Versorgungsprobleme löst, noch der Bevölkerung zu Gute kommt“, kritisiert Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer für Wien.

„Wir Wahlärztinnen und Wahlärzte sind versorgungsrelevant und ersparen sowohl der Sozialversicherung als auch den öffentlichen Spitälern tagtäglich Kosten und Ressourcen. Neben der schnelleren Verfügbarkeit durch rasche Terminvergabe wird vor allem die Zeit für Gespräche und die eingehende klinische Untersuchung von unseren Patientinnen und Patienten besonders geschätzt und führt zu einem engen Vertrauensverhältnis. Dies kann der Kassenbereich derzeit aufgrund mangelnder Ressourcen und Finanzierung nicht flächendeckend bieten und genau dort muss die Politik endlich ansetzen, anstatt Strafmaßnahmen in den Raum zu stellen“, so Steven Moayad, der eine Wahlarztpraxis im 12. Bezirk betreibt.

Zur langfristen Verbesserung der fachärztlichen Versorgung im Kassensystem, müsse dieses endlich patientenorientiert und zukunftsfit gemacht werden: „Nur wer sich im täglichen Praxisalltag Zeit für die Menschen nehmen kann, wird dem engen Vertrauensverhältnis Arzt/Patient gerecht. Um die Zeit in den Wartezimmern endlich zu verkürzen und auch im Kassensystem mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten zu haben, muss alles getan werden, um die offenen Kassenarztstellen rasch zu besetzen und die Versorgung auszubauen. Die Zuwendung in Form von therapeutischen Gesprächen ist zeitintensiv und wird von den Patientinnen und Patienten aktiv gefordert. Leider wird die Zuwendungsmedizin bisher nicht ausreichend als Kassenleistung honoriert, was sich dringend ändern muss. Es sollte unser oberstes Ziel sein, unser solidarisches Gesundheitssystem an die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten anzupassen. Dafür braucht es auch endlich eine Verbesserung der Rahmenbedingungen, um Ärztinnen und Ärzte langfristig im Kassensystem halten zu können und die Stellen, etwa auch für interessierte Wahlärztinnen und Wahlärzte, zu attraktivieren. Nur so können wir die bestmögliche medizinische Versorgung der Bevölkerung langfristig sicherstellen, auf welche jeder Mensch Anspruch haben muss“, so Kamaleyan-Schmied abschließend.