null Ärztekammer Wien zum Weltfrauentag: Gender Health Gap endlich schließen!

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Ärztekammer Wien zum Weltfrauentag: Gender Health Gap endlich schließen!

Präsident Steinhart sowie die Vizepräsidentinnen Haninger-Vacariu und Kamaleyan-Schmied fordern einen raschen Paradigmenwechsel in Forschung und Medizin

Die Ärztekammer für Wien macht anlässlich des Weltfrauentages auf den alarmierenden Gender Health Gap aufmerksam: „Das Ungleichgewicht in der medizinischen Behandlung von Frauen gegenüber Männern ist noch immer Realität. Als Vertreterinnen und Vertreter der Ärzteschaft möchten wir Bewusstsein für dieses wichtige Thema schaffen. Ein entscheidender Hebel für einen Paradigmenwechsel ist ein wachsender Frauenanteil in Medizin und Forschung, sowohl in Führungspositionen als auch allgemein. In unserem eigenen Wirkungskreis setzen wir uns mit Mentoring-Programmen und Initiativen wie unserem Referat für Frauenpolitik, Gender und Diversity mit aller Kraft dafür ein“, sagt Johannes Steinhart, Präsident der Wiener und der Österreichischen Ärztekammer.

Man müsse bereits während der Ausbildung ansetzen: „Es braucht mehr Aufmerksamkeit für die medizinische Ungleichbehandlung von Frauen und Männern. Das fängt schon in der medizinischen Lehre an, wo dieses Thema immer noch stark unterrepräsentiert ist. Es gibt zwar zuletzt mehr Bestrebungen, dieses Thema besser zu berücksichtigen, dennoch muss sich hier noch viel ändern“, sagt Natalja Haninger-Vacariu, erste Vizepräsidentin und Kurienobfrau der angestellten Ärzte der Ärztekammer für Wien.

Weltweit leben Frauen zwar länger als Männer, sind aber gleichzeitig deutlich kürzer gesund. In Österreich sind die Zahlen laut Frauengesundheitsbericht im internationalen Vergleich zwar etwas weniger drastisch, dennoch ist der Unterschied groß.

Die Haupttodesursachen bei Frauen in Österreich sind laut MedUni Wien mit über einem Drittel Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Trauriger Spitzenreiter ist hier der Herzinfarkt, der landläufig als typische Männerkrankheit gilt: „Viele renommierte Studien zeigen deutlich, dass Frauen bei Gesundheitsproblemen wie etwa Herzinfarkten andere Symptome haben oder auf Medikamente anders reagieren als Männer. Diagnostik und Medikation sind aber auf Männer ausgerichtet und orientieren sich immer noch an einem männlichen Durchschnittstypen“, kritisiert Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer für Wien.

Obwohl neuere wissenschaftliche Studien geschlechterspezifische Unterschiede vermehrt berücksichtigen und untersuchen, bestehe weiterhin ein riesiger Gender Data Gap: „Frauen mit seltenen Erkrankungen werden häufiger fehldiagnostiziert und durchlaufen folglich eine wesentlich längere Zeitperiode bis zur Diagnosestellung im Vergleich zu Männern. Es bedarf einer Vielzahl weiterer geschlechterspezifischer Studien, um den Gender Data Gap und damit verbunden den Gender Health Gap zu schließen“, zeigt Natalja Haninger-Vacariu auf.

Tendenziell würden auch viele Krankheitsbilder wie Schilddrüsenerkrankungen oder Eisenmangel, die Frauen häufiger betreffen, in Österreich sehr stiefmütterlich behandelt: „Gendermedizin und Frauengesundheit müssen endlich einen höheren Stellenwert in unserem Gesundheitssystem einnehmen. Dringende Verbesserungen braucht es bei der Versorgung von schwangeren Frauen im niedergelassenen Bereich. Eine wirksame Maßnahme wäre eine rasche Aufwertung der Eltern-Kind-Pass-Untersuchungen und der Gynäkologie. Zudem müssen mehr Anlaufstellen etwa bei häuslicher Gewalt und psychosoziale Einrichtungen für Frauen geschaffen werden“, so die Allgemeinmedizinerin Kamaleyan-Schmied.

„Ein zusätzlicher Fokus muss auch auf der internistischen Schwangerenbegleitung und -betreuung liegen. Ein optimiertes Setting im prepregnancy counceling könnte einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Frauengesundheit haben“, ergänzt Internistin Haninger-Vacariu.

Ärztekammerpräsident Steinhart und die beiden Vizepräsidentinnen fordern ein Umdenken, um die gesundheitliche Situation von Frauen nachhaltig zu verbessern und appellieren an die Politik: „Es braucht einen raschen Paradigmenwechsel in Forschung und Medizin. Geschlechterspezifische Aspekte müssen endlich stärker in der Ausbildung, Grundlagenforschung und Versorgung berücksichtigt und unterstützt werden. Nur so kann der Gender Health Gap geschlossen werden.“