Presseaussendungen
Gesundheitshotline 1450: Einbindung der Ärzteschaft entscheidend für erfolgreiche Umsetzung
Offene Fragen müssen beantwortet, ärztliche Entscheidungen weiterhin von Ärztinnen und Ärzten getroffen werden
Die Bundesregierung hat angekündigt, die Gesundheitshotline 1450 bis zum Jahr 2026 deutlich auszubauen und darüber hinaus zeitnahe, garantierte Arzttermine sicherzustellen. Die Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien begrüßt grundsätzlich jede Initiative zur besseren Versorgung – betont jedoch die Bedeutung ärztlicher Erfahrung und einer klaren Kompetenzverteilung.
Für die Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien ist klar: Nur mit der Einbindung der Ärzteschaft ab Tag eins kann eine nachhaltige Reform gelingen. „Die Idee garantierter Arzttermine klingt auf den ersten Blick gut, doch die Frage bleibt: Wer trägt die Verantwortung für die Termingarantie? Gesundheitspolitik darf nicht Top-Down verordnet werden – wir müssen alle an einen Tisch holen und gemeinsam ein Konzept entwickeln, das im Sinne der Patientinnen und Patienten funktioniert. Ohne Zwang, aber mit Verantwortung“, sagt Johannes Steinhart, Präsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien und der Österreichischen Ärztekammer.
Zugleich spricht sich die Kammer klar gegen den Aufbau paralleler Strukturen aus: Mit dem Ärztefunkdienst gibt es in Wien bereits ein langjährig bewährtes System, für medizinische Ersteinschätzung und Hausbesuche. Diese bestehende Infrastruktur muss gestärkt statt dupliziert werden – medizinische Ressourcen sind kostbar und müssen effizient eingesetzt werden.
Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien, mahnt zur Sorgfalt bei der Umsetzung: „Wenn Termine innerhalb von zwei Wochen garantiert werden sollen, muss auch die Versorgung entsprechend breit aufgestellt sein – mit mehr Kassenplanstellen, weniger bürokratischen Hürden und fairen Rahmenbedingungen für Ärztinnen und Ärzte.“
Wichtig ist, dass zentrale Fragen geklärt werden: Wer garantiert diese Termine? Nach welchen Kriterien? Und was bedeutet das für die Qualität der Versorgung? Auch die geplante Ausweitung der Gesundheitshotline 1450 sei nur dann sinnvoll, wenn sie in ein tragfähiges Gesamtkonzept eingebettet werde und ärztliche Leistungen nicht ersetzt werden. Telefonische Ersteinschätzungen können hilfreich sein – aber sie ersetzen keine ärztliche Diagnostik.
Telemedizin kann sinnvoll unterstützen – doch sie hat klare Grenzen. Gerade die soziale Komponente eines Arztbesuchs, das persönliche Gespräch und die Beziehungsebene spielen eine zentrale Rolle für viele Patientinnen und Patienten.
„Es braucht klare Kompetenzverteilung – ärztliche Entscheidungen müssen weiterhin von Ärztinnen und Ärzten getroffen werden“, betont Kamaleyan-Schmied. Die Kammer lehnt eine Verlagerung medizinischer Leistungen an kommerzielle Anbieter und Parallelstrukturen entschieden ab. „Die ärztliche Leistung darf nicht durch strukturfremde Akteure ersetzt werden. Konzerne verfolgen ökonomische Ziele, nur bei uns Ärztinnen und Ärzten stehen die Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt“, so Kamaleyan-Schmied abschließend.